„Immerwährender Auftrag, den Opfern Ehre zu erweisen“ – Kranzniederlegung in Großschweidnitz am Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus

9/2022 Datum 27.01.2022

Am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz haben Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler und Ministerpräsident Michael Kretschmer mit einer Kranzniederlegung an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Das Gedenken fand in diesem Jahr auf dem Gelände der Gedenkstätte Großschweidnitz statt. Daran nahmen u. a. Jons Anders, Bürgermeister von Großschweidnitz, und Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, teil.

„Der 27. Januar lässt uns in das dunkle Nichts blicken, zu dem Menschen im Abgrund ihres Herzens fähig sind. Er ist uns zugleich ein immerwährender Auftrag, den Opfern des Nationalsozialismus Ehre zu erweisen, ihnen ihre Würde zurückzugeben und ihr Andenken zu bewahren“, sagte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler in seiner Rede.

Der Parlamentspräsident mahnte dazu, das Gedenken stets wachzuhalten: „Die Opfer von Großschweidnitz wurden damals in Massengräbern verscharrt. Aus dieser Dunkelheit heraus erhebt sich heute der Auftrag zur Erinnerung. Es gilt, das Schicksal der Opfer zu ehren und vor dem Vergessen zu schützen.“

„Die Geschichte von Großschweidnitz ist schicksalhaft verbunden mit der Heil- und Pflegeanstalt, die an diesem Ort vor 120 Jahren errichtet wurde. Anstatt zu heilen und zu pflegen wurde schutzbedürftiges Leben systematisch vernichtet. Wir sollten uns daher stets in Gedächtnis rufen, dass der Mensch nicht Maßstab aller Dinge ist und nicht über der Schöpfung steht“, so Rößler.

Heute informieren in der Gedenkstätte eine Ausstellung sowie Stelen mit den Namen der Opfer über diese dunklen Stunden deutscher Geschichte und es gibt pädagogische Angebote. „Der Weg, der von der Vergangenheit in unsere Gegenwart führt, heißt: Aufarbeiten, Dokumentieren, Bilden. Der 27. Januar ist ein Gedenktag für die Tausenden Opfer des Nationalsozialismus in Großschweidnitz. Er ist ebenso ein Gedenktag für die Millionen Toten in Belzec, Treblinka, Majdanek, Auschwitz und allen anderen Orten.“

Komplette Rede des Landtagspräsidenten zum Nachlesen.

Aufgrund der Pandemie fand in diesem Jahr keine Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Landtags statt.

Hintergrund:
Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Der 27. Januar ist in der Bundesrepublik Deutschland nationaler Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Er wurde vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1996 proklamiert. Seit 2006 gedenken der Sächsische Landtag und die Staatsregierung jedes Jahr an diesem Tag gemeinsam der Opfer.

Die Gedenkstätte Großschweidnitz erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. Über 5.000 Frauen, Männer und Kinder wurden in der damaligen Landesanstalt Großschweidnitz durch überdosierte Beruhigungsmittel, Unterernährung und mangelnde Pflege ermordet. Über 2.000 Menschen wurden aus Großschweidnitz in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein "verlegt" und dort getötet.