02.11.2024
Am 2. November fand das 21. Jugend-Redeforum im Parlament statt. Landtagspräsident Alexander Dierks eröffnete die Veranstaltung und ermutigte die Schülerinnen und Schüler: "Ich wünsche euch das Selbstbewusstsein und den Mut, die Stimme zu ergreifen und im demokratischen Wettstreit die Dinge im Sinne eurer Interessen zu bewegen." Anschließend startete der Wettstreit, bei dem 36 Rhetoriktalente aus 20 Schulen antraten. Der Gewinner des Tages hieß Jakob Paridon vom Gymnasium Dresden Klotzsche, der die Jury mit seiner Rede zum Tempolimit auf Autobahnen überzeugen konnte.
Spontanität, Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft – all das besaßen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 21. Jugendredeforums im Sächsischen Landtag zur Genüge. Wo sonst Abgeordnete Gesetzte beschließen, durften Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 20 Schulen aus Sachsen sowie dem südlichen Brandenburg ihre Rhetorik-Künste in hitzigen Debatten und Reden unter Beweis stellen.
8:30
Die Lobby des Plenarsaals füllt sich allmählich. Neben den Debattierenden, die sich vor Beginn noch eine kleine Stärkung am Buffet sichern, versammeln sich auch Lehrkräfte, Eltern und zahlreiche Mitschülerinnen und Mitschüler, die die Teilnehmenden unterstützen wollen. Die Stimmung ist „freudig aufgeregt, aber auch leicht nervös,“ wie es von einigen Schülerinnen beschrieben wird.
Die Spannung steigt: Die Diskussionsthemen werden erst während der Vorbereitungszeit vor jeder Debatte bekanntgegeben – was den Meinungsaustausch umso spannender macht. Mit dieser Ungewissheit gehen die Teilnehmenden ganz unterschiedlich um. Lukas Adam, der Gewinner des letzten Jahres, wiederholt für sich die aktuellen Themen, die möglicherweise zur Debatte stehen könnten, und versucht, sich so gezielt vorzubereiten um die Aufregung etwas einzudämmen. Andere gehen es entspannter an. Eine Teilnehmerin erklärt: „Ich habe einfach ein paar Podcasts zu aktuellen Themen gehört – der Rest wird improvisiert.“
Vor dem offiziellen Beginn kam auch Landtagspräsident Alexander Dierks in die Lobby des Plenarsaals, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
9:00
Nun suchen sich alle einen Platz im Plenarsaal um den offiziellen Auftakt des 21. Jugendredeforums nicht zu verpassen. Hier begrüßt der Landtagspräsident Alexander Dierks vorerst alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, alle Lehrerinnen und Lehrer und auch die mitgereisten „Fanclubs“. Anschließend betont er, dass „eine demokratische Gesellschaft von guten Debatten lebt“ und der respektvolle Umgang trotz harter Auseinandersetzungen im Mittelpunkt stehen sollte. Die Fähigkeit zu freien Rede und das Entwickeln von Überzeugungskraft seien wertvolle Fähigkeiten, die weit über die Politik hinaus wichtig sind. Abschließend wünscht er den Teilnehmenden den Mut und Ausdauer, um sich für ihre Interessen durchzusetzen.
9:45
Das Thema der ersten Diskussionsrunde auf dem Flipchart bekannt gegeben: „Wir gehen gern in den Zoo! – Tierquälerei oder ein Beitrag zum Erhalt gefährdeter Arten?“. Die konstruktive Anspannung kann man hier im Raum förmlich spüren.
Im Vorbereitungssaal stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeweils nur fünf Minuten zur Verfügung um sich mit den komplexen und oft kontroversen Themen auseinanderzusetzen, Stichpunkte festzuhalten und ihre Argumente zu strukturieren – das natürlich ohne jegliche Hilfsmittel.
9:55
Die Zeit läuft! – Ab jetzt haben die Diskutantinnen und Diskutanten 15 Minuten, um ihre Position überzeugend darzulegen. In dieser Zeit sind die Plätze in den Sälen voll besetzt und Abgeordnete des Landtags, Lehrkräfte, „Fanclubs“ wie auch Mitstreiterinnen und Mitstreiter lauschen gespannt den Debatten. Sie thematisierten die Rolle von Gleichstellung der Geschlechter, die Wiedereinführung der Wehrpflicht, das Internet und unser soziales Miteinander sowie gesetzliche Verbote für ein umweltbewusstes Verhalten. Mit einer rhetorischen Stärke, großer Wortgewandtheit und vielfältigen Argumenten überzeugen die Diskutantinnen und Diskutanten die Jury, welche die einzelnen Beiträge bewertet und nach Ende der jeweiligen Debatte ein Feedback hinsichtlich Argumentation, Auftreten sowie Mimik und Gestik gibt. Sehr bemerkenswert an dieser Stelle ist, dass die „Kritik auf höchstem Niveau“ von den Teilnehmenden in den darauffolgenden Debatten angenommen wurde und sich so die Leistungen aller im Laufe des Vormittags steigerten.
„Ich könnte euch noch viel länger zuhören“ sagt Evelyn Chalmakoff zu Beginn der Feedbackrunde in einer der letzten Debatten. Hier diskutierten die Teilnehmenden gerade über die Notwendigkeit von Leistungsbewusstsein und Anerkennung harter Arbeit in unserer Gesellschaft.
13:15
In der Mittagspause können alle ein wenig Durchatmen und Kräfte sammeln - zumindest bis die Ergebnisse der Vorrunde bekannt gegeben werden. die Spannung steigt von Minute zu Minute.
13:45
Es ist soweit: die zehn Punktbesten stehen fest! Vor dem Bildschirm am Eingang des Plenarsaals versammeln sich die Finalistinnen und Finalisten, um die Reihenfolge der Reden auszulosen.
Die Aufregung steigt. Nun gilt es, die Themen für die jeweils dreiminütigen Reden zu ziehen. Hierbei hat jede Finalteilnehmerin und -Teilnehmer kurz vor Beginn der jeweiligen Vorbereitungszeit das Glück selbst in der Hand, ein für sich passendes Thema zu ziehen. Hierbei waren Einige mit dem zuerst gezogenen Thema sehr zufrieden, anderen viel die Entscheidung zwischen Beiden eher schwer.
14:15
Alle Anwesenden strömen in den Plenarsaal. Schon vor der ersten Rede ist es so voll, dass einige auf die Besuchertribüne ausweichen müssen. Sobald die erste Rednerin den Raum betritt, verstummt auch das letzte Murmeln. Gespannt warten nun alle darauf, was die Rhetorik-Künstlerinnen und –Künstler zu aktuellen Themen zu sagen haben.
Schon nach ein paar wenigen Reden wird deutlich: das wird für die Jury später sicher keine leichte Entscheidung! Die Beiträge sind so vielfältig wie die Finalistinnen und Finalisten selbst. Einige punkten mit lebhaften Metaphern, pointierten Übertreibungen und dem geschickten Einsatz von Wortwiederholungen und Pausen, während andere entweder ernst oder emotional aus persönlichen Erfahrungen schöpfen. So zeigt sich: es gibt viele Wege um eine packende Rede zu gestalten. Besonders beeindruckend ist, dass die Finalistinnen und Finalisten die vorgegebene Frage nicht nur präzise beantworten, sondern auch über den Tellerrand hinausblicken und ihre Themen aus neuen Perspektiven beleuchten.
Jakob Paridon, Sieger der Vorrunde thematisiert beispielsweise in seiner Rede die Notwendigkeit eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen. Er argumentiert leidenschaftlich, dass die Freiheit des schnellen Fahrens in Wahrheit eine „Freiheit zum Zerstören, Töten und Vergiften“ sei. Dabei macht er auf die erhöhte Unfallgefahr und auf die Umweltbelastung aufmerksam. „Warum müssen Menschen mit 250 km/h durch dieses Land fahren?“, fragt er herausfordernd und fügt hinzu: „Weil einige Bonzen ihre dicken Karren vorführen wollen?“
Er fordert ein Umdenken im Verkehrssystem und möchte Anreize schaffen, um den „dreckigen und platzfressenden“ Autoverkehr ein Ende zu setzten.
15:15
Während die Jury sich zur Beratung zurückzieht, genießen alle anderen die Pause zum Kaffee und Kuchen. Eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung liegt in der Luft, denn die Ungewissheit über die Top-Platzierungen sorgt für Spannung.
15:45
Es ist so weit! – Das Endergebnis steht fest. Ein letztes Mal an diesem Tag nehmen alle im Plenarsaal ihre Plätze ein. Zunächst wird der Sieger der Vorrunde, der die höchste Punktzahl erreichte, geehrt. Nach der Bekanntgabe der Plätze 2 und 3, welche Nathalie Juhnke aus der 12. Klasse vom Schiller Gymnasium Bautzen und Henriette Glauche aus der 11. Klasse vom Romain-Rolland-Gymnasium erreichten, folgt schließlich die Krönung des Gesamtsiegers: Jakob Paridon, der nach der Vorrunde auch das Finale gewinnt.
„Ich bin sehr froh, so viele interessierte Leute treffen zu dürfen und natürlich auch so erfolgreich gewesen zu sein“, sagt der frisch gekürte Gewinner erleichtert. Schon in der Schule begeisterte den Schüler der 12. Klasse das Diskutieren, nicht nur inhaltlich, sondern auch die Frage, „wie man das rhetorisch umsetzten kann.“ Auch dieses Jahr faszinierte ihn die engagierte Atmosphäre: „insgesamt fand ich neben den Diskussionen die Atmosphäre toll. Die Organisation war super.“ Besonders schätzte er die kurzen Pausen zwischen den Debatten, die es ihm ermöglichten, im „Diskussionsmodus“ zu bleiben.
Am Ende fasste der betreuende Lehrer des JMG Oelsnitz (Vogtl.) die Atmosphäre treffend zusammen: „Es ist eine lockere, fast familiäre Stimmung hier. Aber gleichzeitig hat es auch etwas Elegantes.“
Christoph Schumacher von Infineon Technologies, der seit mehreren Jahren als Juror beim Jugendredeforum mitwirkt, zeigt sich begeistert: „Ich bin sehr beeindruckt von der sprachlichen Leistung und dem Engagement“. Debatten seinen ein wichtiger Bestandteil des Miteinanders, und es sei gut, wenn junge Menschen es üben: „Wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, mache ich das gerne.“
Das 21. Jugendredeforum war ein rundum gelungener Tag, der alle Anwesenden mit einem Lächeln entließ. Daher geht ein herzlicher Dank an alle Verantwortlichen, die mit Liebe zum Detail für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Die Veranstaltung zeigte erneut, wie wichtig solche Plattformen für junge engagierte Menschen sind – und wie der Landtagspräsident Alexander Dierks es formulierte: „Weil es eine fortlaufende Aufgabe ist, die Kraft und den Wert des Arguments in unserer Gesellschaft voranzutragen.“ Mit diesem Ziel vor Augen wird das Jugendredeforum sicher noch viele weitere Auflagen erleben.
Autorin: Magdalena Portack