Festakt zum Tag der Deutschen Einheit 2014

Datum 03.10.2014 bis 03.10.2014

Die Autorin und Regisseurin Freya Klier hält am Rednerpult im Plenarsaal des Sächsischen Landtags die Festrede zum Tag der Deutschen Einheit

Traditionell beging der Sächsische Landtag heute den Tag der Deutschen Einheit mit einer Feierstunde im Plenarsaal. Die Festrede hielt die Autorin und Regisseurin Freya Klier.

Detailansicht öffnen: Blick auf die Besuchertribüne des Sächsischen Landtags, von der aus viele Gäste an der Feierstunde teilnehmen
Gäste auf der Besuchertribüne des Plenarsaals
Detailansicht öffnen: Das Streichertrio HATIMA begleitet die Feierstunde musikalisch
Das Streichertrio HATIMA umrahmte die Feierstunde musikalisch.
Detailansicht öffnen: Ministerpräsident Tillich und Landtagspräsident Rößler applaudieren für die Festrede von Freya Klier
Applaus von Ministerpräsident Tillich und Landtagspräsident Rößler für die Rede von Freya Klier
Detailansicht öffnen: Blick auf Altministerpräsident Prof. Dr. Kurt Biedenkopf und seine Ehefrau unter den Gästen
Unter den Gästen waren auch Altministerpräsident Prof. Dr. Kurt Biedenkopf und Ehefrau.

Mit einer Feierstunde würdigte der Sächsische Landtag heute Vormittag den Tag der Deutschen Einheit. Mehr als 400 geladene Gäste verfolgten im Plenarsaal den traditionellen Festakt, der in diesem Jahr vor allem im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution stand. Die Festrede hielt mit der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier eine authentische Zeitzeugin, die an die historischen Ereignisse erinnerte, um am Ende zu konstatieren: „... dass der Systemwechsel so unblutig verlief, das grenzt für mich immer noch an ein Wunder.“

Landtagspräsident Dr. Rößler: „Erste erfolgreiche demokratische Freiheitsrevolution“

„Wenn wir heute die deutsche Einheit in ihrer Bedeutung für Sachsen würdigen wollen, dann vergegenwärtigen wir uns einen historischen Prozess, der einzigartig in der deutschen und europäischen Geschichte steht“, betonte Landtagspräsident Dr.Matthias Rößler. „Die Friedliche Revolution von 1989 war die erste erfolgreiche demokratische Freiheitsrevolution [...].“ Um das Vermächtnis dieser Zeit weiterzugeben, ermutigte er alle Zeitzeugen „die persönliche Erinnerung [...] den großen Erzählungen der Geschichtsschreibung zur Seite stellen“ und stärker als bislang die „Dimension des Persönlichen in die Geschichtsschreibung einzubringen“. An den Jüngeren sei es hingegen, Fragen zu stellen und somit einen Dialog entstehen zu lassen. „Wir brauchen den Dialog über die Generationen hinaus und eine Kultur des Erinnerns als eine Aufgabe, der sich jede Generation von neuem stellen und in der sie sich mit ihren eigenen Ideen selber finden muss.“  

Ministerpräsident Stanislaw Tillich sagte:

„Der Tag der Deutschen Einheit steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von 25 Jahren Friedlicher Revolution. Die Friedliche Revolution mahnt uns, die damals errungene Freiheit ernst zu nehmen und sich für ihre Werte einzusetzen: Für die Freiheit des Einzelnen, für die Achtung des Nächsten, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Weil es keine grenzenlose Freiheit gibt, bedeutet Freiheit immer auch Verantwortung. Diese Verantwortung verlangt von uns eine klare Haltung gegen Engstirnigkeit in den Köpfen, gegen religiöse Intoleranz, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Antisemitismus, gegen Populismus und Extremismus. Wir müssen die Werte der Friedlichen Revolution leben, verteidigen und weitergeben. Denn Demokratie muss von uns allen immer wieder neu gelebt werden! Das sind wir dem Mut der Revolutionäre von damals schuldig.“ 

Freya Klier 

Die Festrede hielt in diesem die Autorin und Regisseurin Freya Klier, geboren 1950 in Dresden. 1968 wurde sie wegen versuchter „Republikflucht“ zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach vorzeitiger Entlassung und anschließender Arbeit als Theaterregisseurin war Klier 1980 Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung. 1988 wurde sie zusammen mit anderen Bürgerrechtlern verhaftet und schließlich ausgebürgert.  „Daran, dass wir heute in einer offenenGesellschaft leben dürfen, haben mehrere Generationen von Menschen mitgewirkt, ohne deren persönlichen Mut wir heute vielleicht keine Demokratie hätten“,erinnerte Klier im Sächsischen Landtag und fügte hinzu „Ich meine, ihr historischer Beitrag wird noch immer zu wenig gewürdigt.“

Seit vielen Jahren investiert Klier regelmäßig reichlich Zeit in Gespräche und Vorträge an Schulen und Institutionen der politischen Bildung, um ihre Erfahrungen aus der ehemaligen DDR an die junge Generation weiterzugeben und diese über die DDR-Geschichte aufzuklären. Auch im Landtag forderte sie die Menschen auf, ihre Familiengeschichte zu erforschen und mit Zeitzeugen zu sprechen. „Es ist ja der große Vorzug einer demokratischen Gesellschaft, dass wir keine Angst mehr haben müssen, offen über Erlebtes zu sprechen“, so Freya Klier weiter. Mit Blick auf die Friedliche Revolution müsse insbesondere die Tatsache, „dass das ein friedlicher, aber heißer und sehr risikoreicher Kampf der Ostdeutschen war, bis es zum Mauerfall kam“ lebendig gehalten werden, so Klier weiter.

Seit 1991 führt der Sächsische Landtag als einziges deutsches Länderparlament jedes Jahr am Tag der Deutschen Einheit eine Festveranstaltung durch. An ihr nehmen traditionell Abgeordnete des Landtags, des Europaparlaments und des Bundestags, Mitglieder der Staatsregierung und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Sachsen teil. Außerdem waren erneut zahlreiche Bürgerinnen und Bürger unter den Gästen.

Detailansicht öffnen: Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler hält seine Rede im Plenarsaal
Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler forderte, stärker als bislang die "Dimension des Persönlichen in die Geschichtsschreibung einzubringen".
Detailansicht öffnen: Die Festrede im Plenarsaal hielt die Autorin und Regisseurin Freya Klier.
Die Festrede hielt die Autorin und Regisseurin Freya Klier.
Detailansicht öffnen: Blick auf den mit Gästen gefüllten Plenarsaal während der Feierstunde
Mehr als 400 Gäste verfolgten die Feierstunde im Plenarsaal.
Detailansicht öffnen: Auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich hält eine Rede für die Feierstunde im Landtag
Ministerpräsident Stanislaw Tillich warnte vor einer "Verharmlosung der DDR".