Rößler: „Nichts rechtfertig Todesdrohungen, Gewaltaufrufe oder politisch motivierte Angriffe“ / „Jeder Einzelne von uns hat die Pflicht, Antisemitismus zu bekämpfen“

12/2020 Datum 27.01.2020

Landtag und Staatsregierung erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus

Mit einer gemeinsamen Veranstaltung erinnern der Sächsische Landtag und die Staatsregierung traditionell am 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus.

 

An der Gedenkstunde im Plenarsaal nahmen neben Repräsentanten aus Politik und öffentlichem Leben auch Vertreter von Opferverbänden und interessierte Bürger teil. Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler und Ministerpräsident Michael Kretschmer sprachen Grußworte. Im Anschluss erfolgte eine Lesung aus dem Werk „Christus von Auschwitz“ nach einer Erzählung der polnischen Autorin und Holocaust-Überlebenden Zofia Posmysz durch das Theater Seniora.

 

„Wir gedenken heute der Opfer des Nationalsozialismus und des Menschheitsverbrechens Holocaust, der beinahe vollständigen Vernichtung der europäischen Juden“, erinnerte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler. „Wir gedenken derer, die in der Zeit des deutschen Wütens ihr Leben ließen. Wir trauern mit all jenen, die Angehörige und Freunde verloren. Ihre Schicksale sind uns eine Mahnung und sie nehmen uns in die Pflicht“, so Rößler.

 

Besonders bedeutsam seien die vielen von den Opfern erzählten Geschichten aus dieser Zeit. Sie ließen uns das Unbegreifbare erahnen, so der Landtagspräsident. „Sie eröffnen uns die Individuen hinter den Millionen Namen der Shoa-Opfer. Ihre verbrieften Schicksale sind der niemals zu leugnende Beweis. Sie zeigen das Geschehene wie es war. Sie zeigen, was nie hätte geschehen dürfen. Wir dürfen daher nicht müde werden, selbst kleinste Episoden darzustellen“, bekräftigte Rößler auch mit Blick auf die Erzählung „Christus von Auschwitz“ von Zofia Posmysz.

 

Damals hätten Rechtsstaat und Demokratie geendet, habe die Mitmenschlichkeit furchtbar versagt, so Rößler. „Unser aller Verantwortung ist, es nie wieder geschehen zu lassen.“ Leider, so der Landtagspräsident, seien Antisemitismus und antijüdische Ressentiments in unserer Gesellschaft noch immer verbreitet. „Jeder Einzelne von uns hat die eherne Pflicht, Antisemitismus zu bekämpfen. Und noch viel mehr: Wenn Rechtsstaat und Demokratie in Verruf gebracht werden, wenn die Mitmenschlichkeit versagt, wenn der Hass auf Andersdenkende grassiert, dann müssen wir unsere Stimmen erheben, müssen dagegen vorgehen. Unsere Demokratie braucht wache Verfechter.“ Nichts rechtfertige Todesdrohungen, Gewaltaufrufe oder politisch motivierte Angriffe, machte Rößler klar. „Wer so etwas tut, der stellt sich gegen unsere zivilisatorischen Fundamente, der hat nichts aus unserer Geschichte gelernt.“

 

Rede von Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler:

https://www.landtag.sachsen.de/dokumente/Rede_Gedenkveranstaltung_27_1_2020_web.pdf
 

Zur Rede des Ministerpräsidenten finden Sie eine Pressemitteilung unter: https://medienservice.sachsen.de/medien/news

 

Informationen zum Theater Seniora gibt es unter:

http://theater-seniora.blogspot.com/

 

Hintergrund:

Der 27. Januar ist in der Bundesrepublik Deutschland nationaler Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Er wurde 1996 von Bundespräsident Roman Herzog proklamiert. Seit 2006 gedenken der Sächsische Landtag und die Staatsregierung jedes Jahr an diesem Tag der Opfer mit einer gemeinsamen Veranstaltung.