Landtagspräsident: „Ende des Nationalsozialismus war Voraussetzung für ein freies und demokratisches Deutschland“

42/2025 Datum 07.05.2025

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa nimmt Landtagspräsident Alexander Dierks am morgigen Gedenken „Europa – erinnern und weiterdenken“ an der ‚Bank für Justin Sonder‘ auf dem Brühl in Chemnitz teil. Sachsens Parlamentspräsident wird auf der Veranstaltung, zu der auch die Vorsitzenden der Landtagsfraktionen eingeladen sind, eine Rede halten. Der 8. Mai ist auf Beschluss des Sächsischen Landtags seit diesem Jahr ein offizieller Gedenktag.

 

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa am 8. Mai 1945 erklärt Alexander Dierks, Präsident des Sächsischen Landtags:

Der 8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dieser Tag markiert das Ende von Terror, Krieg und Vernichtung in Europa. Für ihren Sieg über das nationalsozialistische Deutschland haben die Alliierten gewaltige Opfer gebracht.

Der Krieg, mit dem Deutschland die anderen europäischen Länder überzogen hat, kam unbarmherzig und brutal zurück. Der 8. Mai 1945 hätte ohne den 1. September 1939 nicht stattgefunden: Diese beiden Daten markieren Ursache und Wirkung.

Das Ende des Nationalsozialismus war die Voraussetzung dafür, dass es überhaupt wieder ein freies und ein demokratisches Deutschland geben konnte. Deutschland war am 8. Mai 1945 nicht nur militärisch und wirtschaftlich, sondern vor allem moralisch am Ende.

In Westdeutschland führte der Neubeginn in eine freiheitliche Demokratie mit Verbündeten, die diesen Weg zuerst eingefordert und dann gefördert haben. Im Osten Deutschlands wurden Freiheit und Demokratie erst mit der Friedlichen Revolution und dem Ende der SED-Diktatur Realität – das gehört zur Wahrheit dazu.

Der 8. Mai führt uns als Deutsche, die wir heute in einem freien und geeinten Europa leben, die eigene Verantwortung vor Augen: Es ist unsere Aufgabe, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, sie weiterzugeben und uns mit aller Kraft für Frieden und Demokratie einzusetzen, damit die Menschen nie wieder Krieg und Diktatur erleiden müssen. Das gilt gerade heute, wo wir in Europa wieder einen Angriffskrieg erleben und unsere Demokratien auch von innen unter Druck stehen.

80 Jahre ist ein durchschnittliches Menschenleben. Es gibt immer weniger Zeitzeugen. Die ,Bank für Justin Sonder‘ in Chemnitz steht für einen solchen Zeitzeugen, der den Holocaust überlebte. Diese Bank steht stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus, die von ihrem Schicksal erzählten, das Gespräch mit jungen Menschen suchten und zur Versöhnung unendlich viel beitrugen. Denn Versöhnung beginnt immer zwischen Menschen, die sich zuhören.

Allen, die die Gelegenheit hatten, mit solchen Zeitzeugen zu sprechen, wird in Erinnerung bleiben, wie freundlich und versöhnt sie Menschen begegnet sind. Dabei waren sie es, die allen Grund gehabt hätten, Versöhnung zu verweigern. Jetzt ist es unsere Pflicht als jüngere Generation: Wir müssen die Aufarbeitung und das Erinnern weiterführen, auch dann, wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind.“

Auf dem Gedenken am morgigen 8. Mai 2025 in Chemnitz sprechen neben dem Landtagspräsidenten auch Oberbürgermeister Sven Schulze, US-Generalkonsul John R. Crosby, Anne-Lise Bagrel, Erste Botschaftsrätin der französischen Botschaft in Deutschland, sowie Nerys Jones von der Botschaft des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland.

 

Mehr zur Gedenkveranstaltung am 8. Mai in Chemnitz: Pressemitteilung der Stadt Chemnitz