Die Ausstellung im Bürgerfoyer des Landtag-Neubaus.

Einblick: FSJ Politik im Sächsischen Landtag

Ein Jahr im Zentrum sächsischer Politik

Detailansicht öffnen: FSJ-Gruppe im LPK-Saal
Bildungstage 2022 im Sächsischen Landtag
Detailansicht öffnen: Tina Kablau, FSJ-lerin im Landtag, an einem Monitor im Bürgerfoyer

Der Abpfiff der ersten Halbzeit steht kurz bevor. Die ersten sechs Monate meines Freiwilligen Sozialen Jahres Politik sind rum. Wie sieht mein Fazit aus?

Startschuss in ein aufregendes Jahr

Ich gebe zu: Ein letzter Rest von Unsicherheit hat mich bis zu meinem allerersten „Arbeitstag“ im Sächsischen Landtag begleitet. Das Gebäude wirkt einschüchternd auf mich, nicht nur von außen sieht der Altbau grau und kalt aus – auch innen müssen die Werke von sächsischen Künstlerinnen und Künstlern gegen die nüchterne Architektur ankämpfen. Würde so auch mein Freiwilligenjahr aussehen: nüchtern und grau? Wird es ein Jahr, das sich sinnvoll anfühlt und in dem ich mich weiterbilden kann? Meine klare Antwort auf diese Fragen lautet: Das liegt ganz bei dir! Denn das Freiwillige Soziale Jahr Politik ist eine ganz besondere Chance. Es ist die Gelegenheit, ungewöhnliche Einblicke in politische Prozesse und Strukturen zu gewinnen, Gleichgesinnte zu treffen und Zeit, um nach links und nach rechts zu blicken – sich zu engagieren – bleibt auch.

Natürlich kann es an manchen Tagen herausfordernd und anstrengend oder auch zeitweilig eintönig sein, doch auch diese Facetten meiner Freiwilligenarbeit haben mich weitergebracht. Ich habe gelernt, mich einzubringen und eigene Ideen oder Projekte anzustoßen. Gelungen ist mir das unter anderem auch, weil mich das Team der Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Protokoll verbirgt sich einerseits das von den Landtagsstenografen gefertigte Wortprotokoll der Plenarsitzungen, welches der Allgemeinheit zugänglich ist. Bevor es in gedruckter Form vorliegt, haben die Abgeordneten die Möglichkeit, ihren Redebeitrag noch einmal zu lesen und auf die inhaltlich richtige Wiedergabe zu prüfen. Ausschusssitzungen werden in der Regel in einem schriftlichen Verlaufsprotokoll festgehalten. Als Protokoll ist andererseits die Summe der zeremoniellen Regeln für zwischen- oder innerstaatliche Begegnungen und Veranstaltungen zu verstehen (Rangfolge, Sitzordnungen, Beflaggungsvorschriften, Ablauf von Staatsbesuchen und Feierstunden etc.). Im Landtag sorgt eine eigene Stabsstelle der Landtagsverwaltung für die Einhaltung dieser Regeln." data-url="/de/service/fachbegriffe#protokoll" tabindex="0" title="Unter dem Begriff Protokoll verbirgt sich einerseits das von den Landtagsstenografen gefertigte Wortprotokoll der Plenarsitzungen, welches der Allgemeinheit zugänglich ist. Bevor es in gedruckter Form vorliegt, haben die Abgeordneten die Möglichkeit, ihren Redebeitrag noch einmal zu lesen und auf die inhaltlich richtige Wiedergabe zu prüfen. Ausschusssitzungen werden in der Regel in einem schriftlichen Verlaufsprotokoll festgehalten. Als Protokoll ist andererseits die Summe der zeremoniellen Regeln für zwischen- oder innerstaatliche Begegnungen und Veranstaltungen zu verstehen (Rangfolge, Sitzordnungen, Beflaggungsvorschriften, Ablauf von Staatsbesuchen und Feierstunden etc.). Im Landtag sorgt eine eigene Stabsstelle der Landtagsverwaltung für die Einhaltung dieser Regeln.">ProtokollBesucherdienst so freundlich und offen empfangen hat. Direkt am Tag nach meinem Start im Landtag durfte ich das ganze Team auf eine außergewöhnliche Art kennenlernen: Mit einem Paddel und Rettungsweste ausgestattet in einem Schlauchboot auf der Elbe sitzend und gegen ein Kentern der „Mannschaft“ ankämpfend. Da habe ich schnell gemerkt, dass sich die gesamte Stabsstelle freut, mich als allererste FSJlerin überhaupt ins Boot geholt zu haben. Deshalb könnte ich ohne große Erläuterungen behaupten, dass meine Entscheidung richtig war. Es war der richtige Schritt, mich bei der Sächsischen Jugendstiftung für ein FSJ Politik zu bewerben und mich schlussendlich für den Landtag als meine Einsatzstelle zu entscheiden. Aber hier ein paar Details:

Ankommen und loslegen

Die Arbeit im Besucherdienst hat meinen Einstieg wirklich erleichtert. Mit Hilfe meiner Betreuerin und ihrer Kollegin habe ich mich unerwartet schnell in die Arbeitsweise der Abteilung eingefuchst. So konnte ich mir sehr schnell einen guten Überblick über die Abläufe und Strukturen im Landtag verschaffen. Eine Verwaltung mit über 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern muss man erst einmal überblicken und verstehen lernen – besonders, wenn man wie ich aus einem kleinen Dorf im Erzgebirge kommt. Im Besucherdienst konnte ich mich auch direkt meiner ersten persönlichen Herausforderung stellen: Telefonate führen. Das mag vielleicht albern klingen, aber den Hörer in die Hand zu nehmen und mit einer mir unbekannten Person wichtige Angelegenheiten zu klären, war für mich anfangs schwierig. Egal, ob ein Klassenlehrer oder eine Gruppenleiterin spezielle Nachfragen zu ihrer geplanten Führung im Landtag hatten oder Abgeordnete Bürgerinnen und Bürger aus ihrem Wahlkreis in das Parlament einladen wollten, oft war ich die erste Anlaufstelle. Je sicherer ich mich bei der alltäglichen Arbeit des Besucherdienstes gefühlt habe, desto mehr Aufgaben konnte ich übernehmen, die über das Reguläre hinausgingen.

Als erstes größeres Projekt fällt mir da direkt die Planung der Bildungstage im Landtag ein. Das Freiwillige Soziale Jahr Politik besteht nämlich nicht nur aus der Arbeit in deiner Einsatzstelle. Auch 25 gut organisierte Bildungstage gehören dazu. Für mich bedeuten die Seminare vor allem: Austausch und Vernetzung, aber natürlich genauso Abwechslung und Weiterbildung. Passend zum Thema Politik sollten daher gleich zwei dieser Bildungstage in meiner Einsatzstelle stattfinden. Die Überlegung, mir die Planung – sozusagen als „Betroffene“ – zu überlassen, lag natürlich nahe. Ich habe schnell festgestellt, dass mir dieser Auftrag viel Spaß macht. Auch dann, wenn ich mich drei Tage lang durch verschiedene Referate telefonieren musste, um für uns das Mittagessen für den ersten Tag zu organisieren. Immer, wenn ich Fragen hatte oder an einer Stelle nicht weiterkam und einen Rat benötigte, konnte ich mich an meine beiden Betreuerinnen wenden. Das gilt natürlich auch für den Rest der Zeit ­– sie haben jederzeit ein offenes Ohr für mich. Zu erleben, dass die abstrakte Planungsarbeit am Computer und die Telefonate dann tatsächlich zu etwas Fassbarem wurden und wir als Freiwillige zwei spannende Tage im Landtag erlebten, fühlte sich wie ein erster kleiner Erfolg für mich an.

Mittendrin

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit – dem zweiten Fachgebiet der Stabsstelle, in dem ich hauptsächlich helfen kann – bekam ich verstärkt das Gefühl, dass ich meine ganz persönlichen Interessen und Fähigkeiten einsetzen kann. Als Unterstützung des Teams kann ich hier dafür sorgen, dass Veranstaltungen und Angebote für junge Menschen nach außen getragen werden. Das passiert auf ganz unterschiedliche Weise: in gedruckter Form beispielsweise im Landtagskurier oder digital auf der Website oder den Social-Media-Kanälen des Landtags. Am 3. Oktober etwa öffnet der Landtag seine Türen – auch solche, die sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Für mich bedeutete der 3. Oktober 2022 vor allem eins: mit Menschen ins Gespräch kommen. Vor dem Plenarsaal platzierten wir eine Sachsenkarte, auf der sich die Besucher und Besucherinnen mit kleinen Klebezetteln verewigen konnten. Dass ich mit zwei Französinnen über ihren Besuch in Dresden plaudern würde, hätte ich zu Beginn des Tages jedenfalls nicht erwartet. Andere Termine für die Öffentlichkeitsarbeit verlaufen dagegen auch manchmal mit wenigen Worten. Ein gutes Beispiel dafür ist der 27. Januar. Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Mit Stift und Block ausgestattet sollte ich die Stimmung bei der Kranzniederlegung im Chemnitzer Park der Opfer des Faschismus festhalten.

Zu den Highlights meines ersten halben Jahres im Landtag gehören aber auf jeden Fall die monatlich stattfindenden Plenarsitzungen. Spätestens auf den grünen Stühlen der Besuchertribüne spürt man, dass jede Arbeit am Computer und jedes Telefonat in Verbindung mit der Arbeit des Parlaments stehen. In der Stabsstelle habe ich schnell gelernt, dass zu jeder politischen Entscheidung, zu jeder politischen Handlung auch die Öffentlichkeitsarbeit – das Nach-Außen-Tragen ­– ebendieser gehört.

Auf in die nächsten Monate

Meine Unsicherheit zu Beginn meines Freiwilligenjahres hat sich also ganz eindeutig nicht bestätigt: Ich bin froh darüber, dass ich hier einzigartige Eindrücke sammeln und mich ausprobieren darf. Die Arbeit im Parlament ist ganz und gar nicht kalt und grau. Deshalb kann ich euch nur ermutigen, den Schritt zu wagen, euch für ein FSJ Politik im Sächsischen Landtag zu bewerben. Ein spannendes und vor allem abwechslungsreiches Jahr voller neuer Erfahrungen und Möglichkeiten erwartet euch!

Autorin: Tina Kablau