Die Ausstellung im Bürgerfoyer des Landtag-Neubaus.

Einblick: FSJ Politik im Sächsischen Landtag

Mein Jahr zwischen Plenarsaal, Pressekonferenzen und Perspektivwechsel

Direkt nach dem Abi stand ich vor einer dieser Fragen wie viele andere auch: Studium? Ausbildung? Oder doch erst mal was ganz Anderes? Ich wollte raus aus dem Klassenzimmer - rein ins „echte“ Leben. Statt grauer Theorie war mir irgendwie nach Praxis, nach Politik. Nicht nur aus der Ferne, sondern mittendrin. Entscheidungen dort erleben, wo sie getroffen werden: im Parlament.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Bereich - das klang für mich genau nach der richtigen Gelegenheit. Und als ich die FSJ-Stelle im Sächsischen Landtag entdeckte, war klar: Das könnte meine Chance sein, in eine Welt einzutauchen, die ich bisher nur aus Nachrichten kannte. Also bewarb ich mich.

Landtag live: Zwischen Wahlabend und Wortgefechten

Mein FSJ begann direkt mit einem politischen Paukenschlag: dem Abend der Landtagswahl am 1. September 2024. An diesem Tag verwandelte sich der Landtag ein Zentrum voller Trubel und Spannung: Moderatoren, Journalisten, Spitzenkandidaten und Kamerateams wirbelten durch das Gebäude - und ich? Ich war mittendrin. Studios wurden aufgebaut, erste Hochrechnungen flimmerten über Bildschirme, die Stimmung war angespannt. Einen solchen Moment hautnah zu erleben bleibt schlicht unvergesslich.

Facettenreich, fordernd, faszinierend

Am Tag nach der Wahl, an meinem ersten „richtigen“ Arbeitstag im FSJ wurde mir Eines direkt schon klar: Dieses FSJ-Jahr wird alles - nur nicht langweilig. Von Beginn an wurde ich herzlich im Team der Stabsstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aufgenommen und fand mich in einem offenen, kollegialen Umfeld wieder, in dem immer etwas los ist. Jeder Tag bringt neue Aufgaben, die nicht nur spannend sind, sondern auch echte Einblicke hinter die Kulissen der Öffentlichkeitsarbeit eines Parlaments ermöglichen.

Statt Kaffeekochen oder Kopieren durfte ich vom ersten Moment an mitarbeiten. Ich schreibe Beiträge für den Landtagskurier, erstelle Meldungen für die Website, helfe bei Veranstaltungen wie dem Festakt zum 3. Oktober oder dem Tag der offenen Tür – und darf dabei immer wieder Neues ausprobieren. Zum Beispiel beim Jugendredeforum in die Rolle einer Reporterin schlüpfen um Eindrücke aufzuschnappen, Interviews zu führen, Atmosphäre einzufangen, sodass ich am Ende alles in einem Artikel zusammenbringen konnte. Noch näher dran war ich bei der Mitarbeit an Publikationen: Ob Volkshandbuch oder Kinderquizfächer - ich konnte nicht nur mithelfen, sondern auch eigene Ideen einbringen. Zwischen Kreativität, Konzeptarbeit und Gestaltung ist kein Tag wie der andere.

Und natürlich nicht zu vergessen: die Plenarsitzungen. Wenn im Plenarsaal debattiert wird, kann man die politische Spannung förmlich spüren. Dabei sitze ich oben auf der Tribüne, höre hitzige Wortgefechte, sehe wie Argumente aufeinanderprallen und erlebe live mit, wie wichtige Entscheidungen fallen.

Besonders bleibt mir die konstituierende Sitzung in Erinnerung, bei der die frisch gewählten Abgeordneten ihre Plätze einnahmen und die neue Wahlperiode begann. Auch danach blieb es turbulent: Pressekonferenzen zu geplatzten Sondierungen, die Vorstellung des Koalitionsvertrags, gespannte Stimmung im ganzen Haus.

Es sind aber nicht nur die großen Ereignisse, sondern auch die kleinen, überraschenden Begegnungen, die dieses Jahr so besonders machen - zum Beispiel, wenn man bekannten Landespolitikerinnen oder -Politiker zufällig in der auf den Fluren oder in der Kantine begegnet.

Rauskommen, reinschauen, mitreden

So spannend der Arbeitsalltag auch ist – manchmal ist es genau richtig mal rauszukommen und die Perspektive zu wechseln. Dafür sind Bildungstage und –wochen perfekt! Und das Beste? Sie finden immer an unterschiedlichen Orten statt. Mal geht es nach Chemnitz in die Kulturhauptstadt oder nach Berlin, mitten in das politische Zentrum Deutschlands. Gemeinsam mit anderen FSJlerinnen und FSJlern aus ganz Sachsen setzen wir uns in Workshops mit aktueller Politik und gesellschaftlichen Themen auseinander, diskutieren, hinterfragen und tauschen uns aus. Doch es geht nicht nur ums Programm, sondern auch um das Miteinander. Gemeinsam unterwegs sein, Erlebnisse teilen, etwas Neues lernen und abends zusammensitzen, lachen und diskutieren – fast wie auf einer Klassenfahrt, eben nur mit ziemlich viel Politik. Diese Mischung aus intensiven Einblicken, neuen Erfahrungen, dem lockeren Zusammensein und neuen Freundschaften machen die Bildungstage zu einer unvergesslichen Zeit.

Dabei sind natürlich auch die Bildungstage im Landtag nicht zu vergessen. Zwei Tage lang tauchte die ganze FSJ-Gruppe mitten in die sächsische Landespolitik ein. Hierfür lag die Organisation in meinen Händen - von der Führung durch das Gebäude über die Abgeordnetengespräche bis hin zum Mittagessen. Wie sich herausstellte war dies eine herausfordernde, aber vor allem bereichernde Erfahrung.

Erfahrungen, Eindrücke, Erwartungen

Auch wenn jetzt noch einige Monate des FSJs vor mir liegen, kann ich schon sagen: Mein Freiwilligendienst im Sächsischen Landtag ist viel mehr als nur ein Überbrückungsjahr – es ist ein Sprungbrett in die Praxis, eine Entdeckungsreise durch die Welt der Politik und eine Schule fürs Leben. Zwischen Pressekonferenzen und Plenarsitzungen, Bildungstagen und Begegnungen durfte ich nicht nur hinter die Kulissen schauen, sondern selbst gestalten, mitwirken und Verantwortung übernehmen. Ich habe gelernt wie politische Kommunikation funktioniert, wie man organisiert, improvisiert und manchmal auch mutig draufloslegt. Vor allem habe ich aber erfahren, wie spannend, lebendig und nahbar Politik sein kann.

Autorin: Magdalena Portack