30.05.2015 bis 30.05.2015
Am Samstag, dem 30. Mai 2015, zeichnete Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler sieben Persönlichkeiten für ihr Wirken um Demokratie und Freiheit mit der Sächsischen Verfassungsmedaille aus. Sie ist - neben dem Sächsischen Verdienstorden - die wichtigste staatliche Auszeichnung, die in Sachsen verliehen wird.
Der Präsident des Sächsischen Landtags, Dr.Matthias Rößler, hat heute sieben Persönlichkeiten für ihr Wirken für Demokratie und Freiheit mit der Sächsischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet. Die Ehrung erhalten in diesem Jahr:
„Die diesjährige Verleihung erhält im Jubiläumsjahr 2015 ihren ganz besonderen Akzent“, betonte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler in seiner Ansprache zu Beginn der Auszeichnungsveranstaltung. „Mit der deutschen Einheit vor 25 Jahren wurde die Staatlichkeit Sachsens nach sechs Jahrzehnten nationalsozialistischer und kommunistischer Gewaltherrschaft wiederhergestellt.“
„Die Ideale der friedlichen Revolution finden sich heute nicht nur in unserer Verfassung wieder. An ihnen muss sich die Verfassungswirklichkeit auch in Zukunft messen lassen“, so Rößler weiter. „Dazu hat jeder Einzelne von Ihnen auf seinem politischen Arbeitsfeld und in seinem persönlichen Lebensbereich längst einen Beitrag geleistet, der heute mit der Verleihung der Sächsischen Verfassungsmedaille gewürdigt werden soll.“
Träger der Sächsischen Verfassungsmedaille 2015
Volker Bandmann (Görlitz), 1990 bis 2014 Mitglied des Sächsischen Landtags (CDU-Fraktion), wird mit der Sächsischen Verfassungsmedaille für sein herausragendes Engagement für die demokratische Entwicklung seiner Heimatregion und des Freistaates Sachsen geehrt. Bandmann war Mitinitiator der Friedensgebete in Görlitz, Mitbegründer des Neuen Forums und Vertreter am Runden Tisch in seiner Heimatstadt. 1990 wurde Volker Bandmann in den Sächsischen Landtag gewählt, dem er fünf Legislaturperioden angehörte. Im Verfassungs- und Rechtsausschuss setzte er sich in der Verfassungsdiskussion erfolgreich für die Verankerung des Begriffs Schlesien in der Landesverfassung ein. Volker Bandmann erwarb sich zudem großes Ansehen als innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Die Gewerkschaft der sächsischen Polizei ernannte ihn zum „Ehrenkommissar des Freistaates Sachsen“.
Thomas Colditz (Aue), gehört dem Sächsischen Landtag (CDU-Fraktion) seit 1990 an. Stets gehörte er bislang zu den Direktkandidaten mit den höchsten Erststimmen-Anteilen. Die Begründung und Entwicklung des sächsischen Schulwesens ist eng mit dem ausgebildeten Lehrer Thomas Colditz verbunden. Er war einer der Väter des sächsischen Schulgesetzes, das in seiner ersten Fassung bereits zum 1. August 1991 in Kraft trat. 22 Jahre gehörte er dem Schulausschuss des Sächsischen Landtags an. Von 1994 bis 2012war Colditz schulpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Heute agiert Thomas Colditz als tourismuspolitischer Sprecher seiner Fraktion und ist Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss, im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit sowie im Petitionsausschuss. Thomas Colditz wird für seine Verdienste um die Gestaltung des sächsischen Bildungssystems mit der Sächsischen Verfassungsmedaille geehrt.
Prof. Dr.Hans-Jürgen Hardtke (Dresden),ist seit 2006 Vorsitzender des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V. Seit Jahrzehnten engagiert er sich intensiv auf dem Gebiet der Natur- und Heimatpflege in Sachsen und genießt in der Fachwelt hohes Ansehen für seine Kenntnisse, insbesondere in der Botanik und Mykologie. Für diese Verdienste erhält er die Sächsische Verfassungsmedaille. Im Verlauf seiner zudem beachtlichen wissenschaftlichen Laufbahn an der Technischen Universität Dresden war Hardtke u. a. Dekan der Fakultät Maschinenwesen, Prorektor für Universitätsplanung sowie langjähriger Leiter und späterer Direktor des Instituts für Festkörpermechanik. Nach 1990 wirkte er entscheidend an der Reform des Hochschullebens in Sachsen mit. Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Iris Kloppich (Dresden), wird für ihr Engagement in der Gewerkschaftsbewegung in Sachsen und ihren unermüdlichen Einsatz für die Interessen der Arbeitnehmer mit der Sächsischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet. Seit Januar 2010 steht sie als Vorsitzende an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Sachsen. Bereits zuvor hatte Kloppich in den 1990’er Jahren am Aufbau neuer örtlicher bzw. regionaler Gewerkschaftsstrukturen mitgewirkt und als stellvertretende Vorsitzende zur gesellschaftspolitischen Etablierung des DGB in Sachsen beigetragen. Es gibt kaum einen gesellschaftlichen oderpolitischen Diskurs im Freistaat, bei dem Iris Kloppich nicht als führende Stimme der Gewerkschaften gegenüber den Entscheidungsträgern in Landespolitik, Parteien und Verbänden die Interessen der sächsischen Arbeiter, Angestellten und Beamten Gehör und Geltung verschafft.
Klaus-Dieter Münch (Taucha), Frisörmeister und seit1990 Stadtrat (CDU-Fraktion) in Taucha wirkte von Beginn an maßgeblich am Aufbau der freiheitlich-demokratischen Ordnung und der Gestaltung des Gemeinwesens mit. Münch war Mitglied des „Runden Tisches“ in Taucha und startete anschließend eine beeindruckende Karriere in Stadt- und Kreistag. Als Handwerksmeister und Inhaber des Goldenen Meisterbriefes vertritt er insbesondere die Interessen von Handwerk und Gewerbe in der Politik, aber auch Bildung und Erziehung sind ihm Herzensangelegenheiten. Klaus-Dieter Münch hat den Wiederaufbau des Schlosses in Taucha initiiert und ist Gründungsmitglied des Schlossvereins. Auf sein Betreiben konnte in Taucha 2013, zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, ein Gedenkstein zur Erinnerung an den Aufstand und seine Opfer in der Region aufgestellt werden.
Helma Orosz (Dresden), 2008 bis zum Februar2015 Oberbürgermeisterin von Dresden, wird für ihre Verdienste als Staats- und Stadtfrau um die freiheitliche demokratische Entwicklung in Sachsen, im Niederschlesischen Oberlausitzkreis und in Dresden mit der Sächsischen Verfassungsmedaille geehrt. 2001 wurde die gelernte Krippenerzieherin Oberbürgermeisterin in Weißwasser. Zwei Jahre später folgte sie dem Ruf desdamaligen Ministerpräsidenten nach Dresden, um als Sächsische Staatsministerin für Soziales tätig zu werden. Von 2004 bis 2008 gehörte Helma Orosz dem Sächsischen Landtag als Abgeordnete des Wahlkreises Niederschlesische Oberlausitz 1 an. Orosz hat Dresden als Kultur- und Wissenschaftsstadt ebenso wie als Innovations- und Investitionsort gestärkt und gemeinsam mit den Dresdner Bürgern neue Formen und Wege der Erinnerungskultur gefunden.
Andrea Roth (Tannenbergsthal), gehörte dem Sächsischen Landtag von 1994 bis 2014 an (Fraktion DIE LINKE) und vertrat dort die Interessen des Vogtlandes. Als Sprecherin für direkte Demokratie und Beauftragte für Bürgeranliegen setzte sie sich für die unmittelbare Beteiligung der Menschen an Politik ein. Von 1998 bis 2014 organisierte und moderierte Andrea Roth insgesamt 69 Treffen von Bürgerinitiativen und Kommunalpolitikern aus ganz Sachsen. Auch landesweite Treffen von Schulinitiativen wurden von der ausgebildeten Lehrerin organisiert und begleitet. Andrea Roth arbeitete darüber hinaus in zahlreichen Untersuchungsausschüssen des Parlamentes mit, zuletzt als stellvertretende Vorsitzende der so genannten Abfall-Missstands-Enquete. Andrea Roth wird mit der Sächsischen Verfassungsmedaille für ihre Verdienste um die politische Mitbestimmung und direkte Demokratie geehrt.
Hintergrund zur Sächsischen Verfassungsmedaille
Am 26. Mai 1997, fünf Jahre nach der Verabschiedung der Sächsischen Verfassung, stiftete der damalige Landtagspräsident Erich Iltgen zur Erinnerung an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 die Sächsische Verfassungsmedaille. Seitdem verleiht der Präsident des Sächsischen Landtags die Auszeichnung jährlich an Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise um die freiheitliche demokratische Entwicklung des Freistaates Sachsen verdient gemacht haben. Sie ist neben dem Sächsischen Verdienstorden die wichtigste staatliche Auszeichnung, die in Sachsen verliehen wird. Die Sächsische Verfassungsmedaille ist aus Silber. Auf der Vorderseite trägt sie das sächsische Wappen sowie die Inschrift„Sächsische Verfassung – 26. Mai 1992 – Für besondere Verdienste“. Rückseitig erinnern fünf brennende Kerzen sowie der Ausspruch „Wir sind das Volk“ an die Friedliche Revolution.
Bislang wurden inkl. der heutigen Verleihung 137 Männer und Frauen mit der Sächsischen Verfassungsmedaille geehrt.