13. Jugendgeschichtstage

Datum 23.11.2017 bis 24.11.2017

Der Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler besucht einen Stand von jungen Spurensuchern und lässt sich ihre Entdeckungen berichten

Auf den 13. Sächsischen Jugendgeschichtstagen präsentierten 200 Jugendliche aus dem Freistaat ihre Geschichtsprojekte im Landtag. Höhepunkt war der Projekt-Markt, auf dem die Spurensucher ihre erforschten Schätze der Öffentlichkeit vorstellten.

Eindrücke vom Projekte-Markt im Sächsischen Landtag

Auf der Suche nach Geschichte

Zum 13. Mal trafen sich junge Spurensucher aus ganz Sachsen Ende November im Sächsischen Landtag und präsentierten interessante und vielfältige Lokalgeschichten aus ihren Regionen. „Ihr habt euch mit der Leidenschaft von Historikern auf den Weg gemacht und viele weithin in Vergessenheit geratene Geschichten entdeckt“, lobte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler die Jugendlichen im Plenarsaal, bevor er zahlreiche Projekte persönlich in Augenschein nahm.

Wenn sich die Nachwuchshistoriker jährlich Ende November im Parlament zu den Jugendgeschichtstagen treffen, liegen hinter ihnen viele Wochen, oft sogar Monate, in denen sie sich in ihren Heimatregionen auf Spurensuche begeben haben. Aufgespürt haben die mehr als 240 Jungen und Mädchen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Begebenheiten und Einzelschicksale, die so in keinem Geschichtsbuch nachzulesen sind.

Kreativität ohne Grenzen

Sie erforschten z. B. die Geschichte der Sprungschanze in Augustusburg, vertonten die Vergangenheit des Zweikronenhauses in Zittau und drehten einen Dokumentarfilm über die Historie der Jugendklubs in Moritzburg, Radeburg und Niederau. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt: Die Jugendliche befragten Zeitzeugen, durchforsteten akribisch Heimatarchive, kooperierten mit regionalen Vereinen oder dokumentierten die entdeckten Schätze mit der (Film)Kamera. Insgesamt 26 Jugendgruppen beteiligten sich 2017 am Programm „Spurensuche“ der Sächsischen Jugendstiftung.

Druckerpresse nachgebaut

Mit ganz großem Gepäck reiste z. B. der Görlitzer Verein CaTeeDrale an. Zwölf Jugendliche haben unter Anleitung innerhalb von vier Monaten eine funktionstüchtige Druckerpresse mit beweglichen Lettern nach dem Vorbild der Gutenbergschen Erfindung gebaut, die sie nun beim Projekte-Markt im Landtag stolz vorführen. „Wir sind der Frage nachgegangen, wie das Reformationsjahr mit der Erfindung der beweglichen Letter zusammenhängt“, erzählt Projektteilnehmer Niklas Woitke. „Außerdem interessierte uns, wieso Johannes Gutenberg vielfach gefeiert und geehrt wurde, während die Kopisten den russischen Erfinder des Buchdrucks Iwan Fjodorow zur gleichen Zeit verfolgten und unterdrückten“, so Niklas weiter. Gemeinsam flammten deutsche und ukrainische Jugendliche das Holz an, um ihm einen historischen Anschein zu verpassen und lasierten die Presse, berichtet Jugendsozialarbeiter Enno Deege. Bereits zum siebenten Mal ist der Görlitzer Verein beim Jugendgeschichtstag dabei. „Und auch die Idee für 2018 steht bereits“, verrät Deege im Gespräch. Die Heimreise traten die Görlitzer mit leichtem Gepäck an – die Druckerpresse blieb in Dresden, wo sie aktuell an der Gutenberg-Schule zu sehen ist.

Forscher in luftiger Höhe

Hoch hinaus ging es für junge Spurensucher in Wingendorf. Die Jungen und Märchen der Jugendfeuerwehr des kleinen Örtchens in der Gemeinde Oederan recherchierten die Geschichte ihres Wappens. Es zeigt eine Fabrik – heute stehen von ihr nur noch Ruinen. Auf der Suche nach Antworten fotografierten sie die Überbleibsel aus der Vogelperspektive. Mit der Drehleiter der Feuerwehr begaben sie sich dafür in luftige 32 Meter Höhe, berichtet Jugendwart Nico Glöß beim Gespräch im Landtag. Und lösten nebenbei natürlich auch das Rätsel um ihr Wappen.  „Wir haben herausgefunden, dass es Anfang der neunziger Jahre zu Ehren von Max Teichmann entstanden ist. Er war der erste Wehrleiter und mit seiner Fabrik ein großer Unterstützer unserer Feuerwehr“, erzählt Glöß. Dank ihrer „Spurensuche“ wissen die Wingendorfer nun genau über die Geschichte des Wappens, das sie auf ihren Uniformen tragen, Bescheid. Und vielleicht, so Glöß weiter, zieht demnächst sogar wieder Leben in die Fabrikruine ein...

Die Jugendgeschichtstage setzen sich immer wieder mit wichtigen gesellschaftlichen Themen auseinander. Die Überschrift für das aktuelle Spurensuche-Jahr lautete „Freiheit“. Was bedeutete Freiheit damals? Wie lebt sich Freiheit heute? „Freiheit ist kein Geschenk, sondern muss von jeder Generation aufs Neue verteidigt werden“, erinnerte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler die Spurensucher im Plenarsaal an ihre Verantwortung. Genügend Gelegenheit, sich über dieses Thema auszutauschen, hatten die Geschichtsforscher bei Workshops, Exkursionen und einem Zeitzeugengespräch, die der eindrucksvollen Präsentation der Forschungsteams auf dem Projekte-Markt vorangegangen waren.

Hintergrund 


Die Organisation der Jugendgeschichtstage erfolgt über das Programm „Spurensuche“ der Sächsischen Jugendstiftung  in Kooperation mit dem Sächsischen Landtag unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten. Die Jugendgeschichtstage werden finanziell unterstützt durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz und im Rahmen des Landesprogramms „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ gefördert.