Seit 2019 ist Romy Penz Abgeordnete des Sächsischen Landtags. Sie sitzt für eine Region in Mittelsachsen im Parlament. Die gelernte Malermeisterin und Restauratorin leitet hier, wie bereits in der vergangenen Wahlperiode, den Ausschuss für Schule und Bildung. Politisch interessiert sei sie schon immer gewesen, der Einstieg in die aktive Politik erfolgte 2013. Wir haben Romy Penz in ihrer Heimatstadt Flöha sowie im Parlament begleitet.
Der Himmel ist grau und das Thermometer verharrt hartnäckig im einstelligen Bereich, während wir uns auf dem Wochenmarkt in Flöha treffen. Zwischen Händlern, die Blumen, Honig oder Schuhe anbieten, hat Romy Penz ihren Stand aufgebaut. Mobile Bürgersprechstunde in ihrer Heimatstadt. Diskutiert werden Alltagsprobleme und die allgemeine politische Lage: steigende Lebensmittelpreise, zu niedrige Renten. Auch Frust wird artikuliert. "Die Menschen sind politikverdrossen", sagt Romy Penz. Manch einer fragt sich, ob denn schon wieder für eine Wahl geworben werde. Andere nutzen die Gelegenheit, um Persönliches auszutauschen. Man kennt sich in der erzgebirgischen Kleinstadt mit rund 11 500 Einwohnern. Romy Penz ist hier zu Hause.
"Ich bin regelmäßig mit meinem Bürgermobil im Wahlkreis unterwegs", erzählt die Politikerin. Dieser erstreckt sich von Niederwiesa bis Brand-Erbisdorf, von Flöha bis Hainichen. »Dabei stehen wir jetzt oft auch an Straßen und nutzen dafür den Nachmittag oder frühen Abend.« So gelänge es ihr besser, Berufstätige und jüngere Menschen zu erreichen. "Ich will wissen, wo der Schuh drückt."
"Das Beste aus beiden Welten zusammenzubringen", formuliert Penz ihren politischen Anspruch mit Blick auf ihre Jugend in der DDR, ihre Ausreise als junge Frau kurz vor dem Fall der Mauer und die spätere Rückkehr in die Heimat. Das angestrebte Studium für Nachrichtenwesen blieb ihr 1988 nach dem Abitur verwehrt. Stattdessen folgte eine Ausbildung zur Facharbeiterin für Postverkehr. Schließlich geht sie nach Bayern, wird Niederlassungsleiterin eines Handwerksbetriebs und qualifiziert sich später zur Malermeisterin und Restauratorin. "Der Einstieg war schwierig, ich hatte keine Betreuung für mein Kind und auf der Baustelle stellte man mir nicht selten die Frage, wann denn der Chef käme", erzählt Penz. Zurück in Sachsen wird sie schließlich zur Geschäftsführerin und leitet die Firma viele Jahre. Gleichberechtigung statt festgelegte Frauenquote sei der richtige Weg, davon ist sie überzeugt. In ihrer Fraktion im Landtag ist die Abgeordnete eine von lediglich vier Frauen.
Ihr Einstieg in die aktive Politik erfolgte 2013. Die Kritik an der Eurorettung war der Auslöser für Penz, in die AfD einzutreten. Es folgte eine schnelle Karriere. 2014 wurde sie Mitglied im Kreistag sowie Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Fünf Jahre später zog sie erstmals in den Landtag ein, 2024 holte die Politikerin das Direktmandat im Wahlkreis Mittelsachsen 2. Romy Penz sieht es als Vorteil, die unterschiedlichen Entscheidungsebenen zu kennen. "Das hilft dabei, eine Draufsicht auf Probleme zu entwickeln", erzählt die Abgeordnete in ihrem Wahlkreisbüro – gelegen in einer ehemaligen Fleischerei am Ufer der Zschopau. Als Beispiel nennt die Bildungspolitikerin die Schulnetzplanung. So setze sie sich sehr für wohnortnahe Berufsschulen ein. Generell wünsche sie sich mehr Entscheidungsspielraum für die Kommunen vor Ort und pragmatische Lösungen. So plädiere sie dafür, freiwerdende Erzieher bei sinkenden Kinderzahlen in Grundschulen umzulenken. "Vor allem aber muss jeder die Konsequenzen seines Handelns bedenken, dafür muss man nicht studiert haben."
Einen Tag später im Landtag: Romy Penz leitet die Sitzung des Bildungsausschusses. Auf der Tagesordnung steht als erster Punkt eine öffentliche Anhörung. Neun Sachkundige nehmen Stellung zu den jüngsten Vorschlägen der Staatsregierung, wie der Stundenausfall in Sachsen minimiert werden könne. Denn: Es fehlt an Lehrkräften, an Arbeitszeitvolumen und Unterrichtsabdeckung.
Damit die Sitzung reibungslos abläuft, ist eine detaillierte Vor- und Nachbereitung notwendig. Geleistet wird diese von der zuständigen Geschäftsstelle des Ausschusses, die in enger Abstimmung mit den Ausschussvorsitzenden Protokolle fertigt, Sachkundige einlädt und die Tagesordnung vorbereitet. Kurz vor Beginn jeder Sitzung gibt es zudem eine letzte Abstimmung zwischen Ausschussvorsitz und den Obleuten aller Fraktionen.
Penz eröffnet die Anhörung mit lauter und schneller Stimme, erläutert die Regularien und achtet darauf, dass die Sachkundigen die üblichen Redezeiten einhalten. In den kommenden Stunden wird eifrig zugehört, nachgefragt, diskutiert. So einig man sich ist, dass Bildung unser höchstes Gut ist, so kontrovers erfolgt die Debatte über die richtigen Maßnahmen zu ihrer Absicherung. Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer von unterrichtsfremden Aufgaben, Entfristung von Schulverwaltungsassistenten, Absenkung der Abmilderungsstunden für ältere Lehrkräfte, mehr multiprofessionelle Teams, Chancen und Grenzen des digitalen Lernens – das Tableau der Vorschläge ist vielfältig und vielschichtig.
In der Sitzung selbst äußert sich die Vorsitzende – gemäß den parlamentarischen Gepflogenheiten – nicht inhaltlich. Priorität hat in diesem Moment die ordnungsgemäße Leitung der Ausschusssitzung. "Es ist vor allem auch ein Problem, dass die Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in Kitas und Schulen kommen", hatte Penz am Vortag eine weitere Herausforderung in diesem Zusammenhang formuliert. Die parlamentarische Debatte über die Zukunft der Bildungspolitik in Sachsen wird den Ausschuss auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.
Autorin: Katja Ciesluk