Sächsische Verfassungsmedaille 2016 verliehen - Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler ehrte sechs Persönlichkeiten

62/2016 Datum 25.06.2016

Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler hat heute sechs Frauen und Männer mit der Sächsischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet. Die Auszeichnung erhalten Persönlichkeiten, die sich auf wirtschaftlichem, sozialem, künstlerischem, wissenschaftlichem oder politischem Gebiet besonders um die Werte der Sächsischen Verfassung verdient gemacht haben.

„Die Verfassung stand am Ende der friedlichen Revolution und am Anfang eines neuen sächsischen Staatsverständnisses, wie es das nie zuvor in unserer Landesgeschichte gab“, betonte Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler zu Beginn der Auszeichnungsveranstaltung. „Darin hat sie sich als ein zuverlässiger Kompass bewährt.“

„Die Verfassung wird weiterhin unser Kompass bleiben, weil die parlamentarische Demokratie ihre Kräfte bei der Gewährleistung von Föderalismus und Subsidiarität, Identität und Selbstbestimmung in einem starken Verfassungsstaat immer wieder erneuern muss“, so Rößler weiter.

Mit Blick auf die Geehrten 2016 würdigte der Präsident des Sächsischen Landtags ihr Engagement als beispielhaft: „Sie haben bewiesen, dass Freiheit ihren Wert erst durch die Wahrnehmung von Verantwortung – sei es in der Kultur, der Wirtschaft oder der Politik, in der Rechtspflege oder bei der Aufarbeitung der Vergangenheit – gewinnen kann.“

Träger der Sächsischen Verfassungsmedaille 2016:

  • Bodo Finger, Bochum/Chemnitz

Als Präsident des Verbandes der Sächsischen Metallindustrie (VSME, 2003 bis 2015) und Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW, 2007 bis 2015) hat Bodo Finger viele Jahre erfolgreich die Interessen der sächsischen Wirtschaft vertreten und sich für den Standort Sachsen eingesetzt. Stets ging es dem heutigen Ehrenpräsidenten des VSME und der VSW darum, die speziellen Rahmenbedingungen für die vom Klein- und Mittelstand dominierte Unternehmenslandschaft im Freistaat Sachsen optimal zu gestalten. Bodo Finger ist sowohl geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Mönninghoff GmbH & Co. KG in Bochum als auch der Chemnitzer Zahnradfabrik GmbH & Co. KG, die er 1992 von der Treuhand erwarb und zu einer erfolgreichen Fabrik für die Fertigung von Sondergetrieben aufbaute.

  • Judith Kubitz, Bautzen/Baden-Baden

Judith Kubitz, eine in Bautzen geborene Sorbin, ist seit 2013 Dirigentin der Philharmonie Baden-Baden. Damit gehört sie zu den wenigen Frauen, die als Dirigentin auf einer wichtigen Bühne stehen. Kubitz studierte in Weimar, Paris und an der Royal Academy of Music London, u. a. bei Sir Colin Davis und Sir Charles Mackarras. Neben regelmäßiger Konzerttätigkeit mit der Philharmonie Baden-Baden gastierte sie bereits in Kolumbien, Japan, Südafrika und Tschechien. Regelmäßig übernimmt sie Gastdirigate an renommierten Häusern in Deutschland, kehrt aber auch immer wieder in ihre sorbische Heimat zurück. Mehrfach arbeitete die Dirigentin zudem bereits mit der Sinfoniette Dresden zusammen. Judith Kubitz ist mit ihrem künstlerischen Schaffen eine hervorragende „Botschafterin für Sachsen“.

  • Frank Nemetz, Belgershain

Frank Nemetz engagiert sich als sächsischer Landesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Opfer. Er betreut und berät politische Opferverbände und –gruppen in ganz Sachsen und hilft Betroffenen in ihrem Kampf um Anerkennung als Opfer politischer Verfolgung sowie um Entschädigung. Nemetz, der nach der friedlichen Revolution und der deutschen Einheit rehabilitiert wurde, setzte sich erfolgreich dafür ein, dass derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in Chemnitz ein Gedenkort entsteht. Frank Nemetz wirkt außerdem in verschiedenen Gremien des Landesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR, im Beirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie im Rundfunkrat des MDR mit.

  • Prof. Dr. Werner Schneider, Leipzig

Werner Schneider, Professor für Statik und Dynamik an der TU Dresden, ist der Initiator und „Motor“ der Leipziger Notenspur. Es ist maßgeblich seiner Beharrlichkeit und seiner Geduld zu verdanken, dass dieses Projekt nach jahrelanger Überzeugungsarbeit 2012 realisiert werden konnte. Die Leipziger Notenspur verbindet zahlreiche, z. T. original erhaltene Wirkungsstätten weltweit berühmter Komponisten in der Leipziger Innenstadt und macht so das musikalische Kulturerbe touristisch erlebbar. An jeder Station vermitteln Klangbeispiele und Informationen in deutscher und englischer Sprache spannende Eindrücke. Geschwungene Stahlelemente im Boden markieren das sich durch die Innenstadt schlängelnde Band. Zur „Notenspur“ gesellten sich zwischenzeitlich der „Notenbogen“, der sich mit Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts beschäftigt, sowie das „Notenrad“, ein musikbezogener Radwanderweg.

  • Peter Schowtka, Wittichenau

Peter Schowtka gehörte dem Sächsischen Landtag von 1991 bis 2014 als Mitglied der CDU-Fraktion an. Als Bürgermeister von Wittichenau (1990 bis 1994) legte er den Grundstein für das Wirtschafts- und Beschäftigungswunder Wittichenau, wie Zeitungen damals titelten. Schowtka machte Abitur mit Berufsausbildung als Betonbauer und studierte 1964 bis 1969 Lateinamerikawissenschaften an der Universität Rostock. Als Student war er Sprecher der katholischen Studentengemeinden in der DDR. Das Diplom wurde ihm in der DDR „mangels gesellschaftspolitischer Reife“ verweigert. 1969 bis 1990 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, später Dolmetscher für ausländische Arbeitskräfte aus Mosambik im Braunkohlenbergbau. 1995 gründete Schowtka mit Mitstreitern das Bildungswerk für Kommunalpolitik Sachsen e. V., das sachsenweit Veranstaltungen zu aktuellen kommunalpolitischen Themen durchführt, die regelmäßig auf große Resonanz stoßen.

  • Ina Alexandra Tust, Leipzig

Rechtsanwältin Ina Alexandra Tust ist eine der renommiertesten Opferanwältinnen Deutschlands und eine anerkannten Spezialistin für die Nebenklage. Die gebürtige Nordrhein-Westfälin arbeitet und lebt seit 1998 in Leipzig. Tust hat in zahlreichen besonders aufsehenerregenden Fällen von Kindermissbrauch und Mord die Nebenklage der Eltern vertreten und den Hinterbliebenen beigestanden. Die Rechtsanwältin berät den Weißen Ring Sachsen in Sachen Opferrecht und setzt sich für eine weitere Verbesserung des Opferschutzes ein. Tust engagiert sich außerdem in Leipzig im Arbeitskreis „Netzwerk gegen häusliche Gewalt“, im Arbeitskreis „Psychosoziale Prozessbegleitung“ des Opferhilfe Sachsen e. V. sowie im Koordinierungskreis gegen sexualisierte Gewalt beim Verein „Frauen für Frauen“.

Hintergrund zur Sächsischen Verfassungsmedaille
Am 26. Mai 1997, fünf Jahre nach der Verabschiedung der Sächsischen Verfassung, stiftete der damalige Landtagspräsident Erich Iltgen zur Erinnerung an die friedliche Revolution im Herbst 1989 die Sächsische Verfassungsmedaille. Seitdem verleiht der Präsident des Sächsischen Landtags die Auszeichnung jährlich an Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise um die freiheitliche demokratische Entwicklung des Freistaates Sachsen verdient gemacht haben. Sie ist neben dem Sächsischen Verdienstorden die wichtigste staatliche Auszeichnung, die in Sachsen verliehen wird.

Die Sächsische Verfassungsmedaille ist aus Silber. Auf der Vorderseite trägt sie das sächsische Wappen sowie die Inschrift „Sächsische Verfassung – 26. Mai 1992 – Für besondere Verdienste“. Rückseitig erinnern fünf brennende Kerzen sowie der Ausspruch „Wir sind das Volk“ an die friedliche Revolution.

Bislang haben inkl. der 2016 Geehrten 143 Männer und Frauen die Sächsische Verfassungsmedaille erhalten.

Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne die ausführlichen Laudationes sowie Pressefotos von der Verleihung zu.