Trauerstaatsakt für Erich Iltgen

Trauerstaatsakt für Erich Iltgen

Datum 21.06.2019 bis 21.06.2019

New York Grand Central Terminal

Der Sächsische Landtag würdigte den ehemaligen Landtagspräsidenten Erich Iltgen (1990-2009) mit einem Trauerstaatsakt im Plenarsaal. Dr. Matthias Rößler erinnerte an Iltgen als einen "der bedeutendsten Gründungsväter unseres Freistaates" und "Baumeister des Parlamentarismus". Unentwegt habe er die Rolle des Parlaments in unserer Demokratie betont. Zum Trauerstaatsakt sprachen außerdem Ministerpräsident Michael Kretschmer und Iltgens politischer Weggefährte Arnold Vaatz. Erich Iltgen war am 9. Juni 2019 nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren verstorben.

Die Fahnen vor dem Landtagsgebäude wehten auf Halbmast, als Angehörige, Spitzenpolitiker und Weggefährten am 21. Juni 2019 Erich Iltgen die letzte Ehre erwiesen. Der Landtag gedachte in einem bewegenden Trauerstaatsakt seinem langjährigen Präsidenten. Erich Iltgen stand fast zwei Jahrzehnte an der Spitze des Hohen Hauses.

Landtagspräsident Dr. Rößler: Baumeister des Parlamentarismus

Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler, Iltgens Nachfolger im Amt, sprach zu Beginn seiner Rede davon, dass ihn sein Tod schwer betroffen mache. Er habe einen Menschen verloren, zu dem er ein tiefes Vertrauensverhältnis pflegte und dem er sich persönlich verbunden fühlte. Für Rößler war Erich Iltgen ein „Baumeister des Parlamentarismus.“ Der Neuaufbau der gesetzgebenden Gewalt in Sachsen nach 1990 sei Erich Iltgens Lebenswerk. Er habe sich um eine politische Kultur bemüht, die auf Konsens und Kooperation abzielte, einen fairen Streit ermöglichte und politische Minderheiten in Schutz nahm. Seine Amtsführung, die durch Konzillianz, Gewissenhaftigkeit und Durchsetzungsvermögen, aber auch eine lebensfrohe Heiterkeit geprägt war, machten das Parlament über fast zwei Jahrzehnte zu einem Stabilitätsanker der sächsischen Demokratie. Erich Iltgen habe fest in seinem katholischen Glauben geruht, der für ihn Kompass seines politischen Handelns gewesen sei.

Ministerpräsident Michael Kretschmer: Architekt des Freistaats Sachsen

Ministerpräsident Michael Kretschmer würdigte Erich Iltgen als einen Architekten des Freistaats Sachsen. Er sei ein geradliniger Mann gewesen, der für seine Überzeugungen und die Rechte des Parlaments stritt. Sein Amt habe er höflich und doch hart in der Sache ausgeübt. Erich Iltgen sei ein Mann des Volkes gewesen, der dem Volk als Souverän eine starke Vertretung schuf. In den demokratischen Anfangsjahren nach 1990 sei dieser Aufbau mit einer erheblichen Arbeitsbelastung  verbunden gewesen. Besondere Anerkennung habe er sich auch beim harten Ringen um Entscheidungen mit der Regierung und ein offenes, bürgernahes Parlament erworben.

Arnold Vaatz: Unwiederbringlicher Verlust

Arnold Vaatz erinnerte an das Ende der DDR vor 30 Jahren. Damals, als während der friedlichen Revolution alte DDR-Kader versucht hätten, die Geschicke an sich zu reißen, lernte er Erich Iltgen kennen. Es sei sein großer Verdienst gewesen, den Runden Tisch des Bezirkes Dresden am Leben zu halten. Es wäre ihm außerdem zu verdanken, dass der Koordinierungsausschuss und später das Sächsische Forum die Wiedergründung Sachsens einleiteten. In der deutschen und europäischen Geschichte gäbe kein Ereignis, das in Bezug auf seinen gewaltlosen Ablauf, seine befreiende Kraft und seine Ausstrahlung mit den Geschehnissen von 1989 vergleichbar wäre. Erich Iltgens Tod sei ein unwiederbringlicher Verlust für alle, die dieses Land lieben und die Demokratie schützen wollen.

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Detailansicht öffnen: Trauerrede Arnold Vaatz, politischer Weggefährte von Erich Iltgen
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Mit polizeilichen Ehrengeleit wurde der Sarg vom Landtag zum Requiem in der Kathedrale gebracht.
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In der Kathedrale zu Dresden fand im Anschluss an den Trauerstaatsakt ein Requiem zu Ehren des Verstorbenen statt.
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Beim Requiem würdigte auch Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler seinen Amtsvorgänger Erich Iltgen.
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2006: Erich Iltgen im Plenarsaal des Landtags

Iltgen hat sich besonders um den Aufbau des Landtags mit einer funktionierenden Verwaltung sowie um den Bau eines modernen, repräsentativen Gebäudes verdient gemacht. Er gehört damit zu den wichtigsten Gründungsvätern des Freistaates. Ausgangspunkt seines jahrzehntelangen politischen Engagements war der politische Umbruch in den Jahren 1989/90. Erich Iltgen war damals Moderator des „Runden Tisches“ des Bezirkes Dresden, Begründer des „Sächsischen Forums“, Mitglied des Koordinierungsausschusses zur Bildung des Landes Sachsen und Landesstrukturbeauftragter der Arbeitsgruppe „Landtag“. Am 27. Oktober 1990 wurde Iltgen zum ersten Landtagspräsidenten des neugegründeten Freistaats gewählt und stand 19 Jahre bis 2009 an der Spitze des Parlaments. Am 27. Mai 1992 unterzeichnete er gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf die neue sächsische Landesverfassung.

Erich Iltgen wurde am 10. Juli 1940 in Köln geboren. Nach einer Ausbildung zum Landmaschinen- und Motorenschlosser folgte ein Studium zum Ingenieur für Landtechnik und Diplomingenieur für Heizung, Lüftung und Sanitär. Danach war er von 1964 bis 1979 als Gruppenleiter im Kraftwerksanlagenbau in Radebeul und von 1979 bis 1985 als Abteilungsleiter für Investitionen im Sächsischen Serumwerk Dresden tätig. Von 1985 bis 1988 war Iltgen Leiter der Dombauhütte der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen und von 1988 bis 1990 Bauamtsleiter des Bistums Dresden-Meißen.

Iltgen war Träger des Sächsischen Verdienstordens, der Sächsischen Verfassungsmedaille sowie des Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.