Auf kein einziges Talent verzichten

Datum 16.05.2023

Junge Menschen beim Mauern, eine junge Maurerin mit Helm hält eine Maurerkelle in der Hand.

Anhörung im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Berufliche Bildung fördern und stärken

Die berufliche Aus- und Weiterbildung in Sachsen soll weiter gestärkt werden. Dafür wurden bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen und im aktuellen Haushalt finanziell untersetzt, zum Beispiel die Verdoppelung des Meisterbonus auf 2.000 Euro. Mit dem vorgelegten Antrag (Drucksache 7/13007) fordern die Koalitionsfraktionen CDU, BÜNDNISGRÜNE und SPD einen umfassenden Bericht der Staatsregierung, um auf dieser Basis weitere Perspektiven zu erörtern. Der Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr beriet darüber am 16. Mai 2023 in einer öffentlichen Anhörung.

Drastischer Fackkräftemangel

Der Fachkräftemangel wird immer drastischer spürbar. Bis 2030 werden allein in Sachsen 176 000 Menschen weniger als heute am Arbeitsmarkt sein. Schon lange ist Politik, Wirtschaft und Handwerk klar: Jede und jeder wird gebraucht. Die duale Berufsausbildung ist dabei eine wesentliche Säule im Kampf gegen den Fachkräftemangel, zeigten sich die geladenen Sachkundigen von Handwerks-, 
Industrie- und Handelskammer, Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft und Deutschem Gewerkschaftsbund einig. Sie schlugen eine Reihe von weiterführenden Maßnahmen vor, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und den Bedarf an Fachkräften dauerhaft zu sichern.

Im Kern gehe es darum, junge Menschen ausbildungsreif zu bekommen. Dazu müsse die Berufsorientierung an den Schulen gestärkt werden, betonte Stefan Krug von der Handwerkskammer Dresden, damit die Schüler wissen, was auf sie zukommt. Ein Weg könnten zusätzliche vergütete Praktika in den Sommerferien sein. Insgesamt brauche es noch mehr Wertschätzung für die berufliche Bildung.

Interdisziplinäres Thema

Wichtig sei zudem, dass das flächendeckende Berufsschulnetz erhalten bleibe, wies Christiane Matthes-Uber, IHK Chemnitz, auf einen weiteren Aspekt hin. Die Vielzahl vorhandener Berufsorientierungsmaßnahmen sollte evaluiert und besser koordiniert werden, damit Schulen wie Wirtschaft gezielt das geeignete Projekt beziehungsweise den richtigen Ansprechpartner finden.

Matthias Matz, Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft, sprach sich dagegen aus, das Arbeitsvolumen weiter einzuschränken. »Wenn alle, die arbeiten können, weniger arbeiten wollen, lässt sich unser Wohlstandsniveau nicht halten.« Außerdem müsse es gelingen, die Schulabbrecherquote zu senken und die MINT-Qualitäten weiter zu verbessern.

Um das Thema in seiner gesamten interdisziplinären Breite zu diskutieren, wäre die Einrichtung einer Enquete-Kommission im Landtag wünschenswert gewesen, sagte André Schnabel, der für den DGB Bezirk Sachsen Stellung nahm und zugleich alternierender Vorsitzender des Landesausschusses für Berufsbildung ist. Mit Blick auf die Weiterbildung sei eine jährliche Bildungszeit von fünf Tagen für jeden Beschäftigten ein Baustein, für den sich die Gewerkschaften weiterhin einsetzten.

Der Wirtschaftsausschuss wird die Statements der Sachkundigen in einer seiner nächsten Sitzungen auswerten.

Sachkundige

  • Stefan Krug, Hauptabteilungsleiter Berufsbildung, Handwerkskammer Dresden
  • Christiane Matthes-Uber, stellvertretende Geschäftsführerin Bildung, Industrie- und Handelskammer Chemnitz
  • Matthias Matz, Geschäftsführer Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e. V.
  • André Schnabel, Regionsgeschäftsführer Deutscher Gewerkschaftsbund Bezirk Sachsen

Protokoll/Anhörungsvideo

Hier gelangen Sie zum Wortprotokoll der öffentlichen Anhörung bzw. zum Video.

Autorin: Katja Ciesluk